Freitag, 5. Juli 2013

Zistrose – der Turbo nicht nur fürs Immunsystem

»Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen« lautet ein bekanntes Sprichwort. Doch im Falle der Zistrose ist es kein Kraut, sondern eine an Sträuchern wachsende Blume, deren erstaunliche, manchmal fast schon wundersame Wirkungen vor nicht langer Zeit neu entdeckt wurden. Noch immer ist die Zistrose – oder Cystus, wie die aus ihr gewonnenen Produkte heißen – ein Geheimtipp, den selbst viele Ärzte und Heilpraktiker noch nicht in ihr Heilmittelspektrum integriert haben. Was die Zistrose alles kann? Lesen Sie weiter.

Cistus Incanus.
Die immergrünen Sträucher der Zistrose haben ihre Heimat in der Mittelmeerregion, wo sie einen  wichtigen Teil der Macchiavegetation bilden. Die Gattung der Zistrosen umfasst 22 Arten und eine Reihe Hybriden, zu denen die für den Menschen besonders wichtige Cistus incanus zählt. Die Sonne und Wärme liebenden Pflanzen bringen Blüten in verschiedenen Farben hervor. Im Mittelmeerraum werden sie seit Jahrtausenden in der Volksheilkunde als Heilmittel eingesetzt. Auf den griechischen Inseln trinkt man zum Beispiel traditionell den aus den Blättern zubereiteten Tee gegen Halsweh, Schnupfen und alle Erkältungssymptome. Verwendung finden nicht nur ihre Blüten, sondern auch das Harz in ihren Blättern, von dem bereits die Bibel unter dem Namen Myrrhe berichtet.
Naturheilmittel gibt es viele, doch was macht die Zistrose so einzigartig? Cistus incanus, die Graubehaarte Zistrose, ist die polyphenolreichste Heilpflanze Europas, wie das LEFO-Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung in Ahrensburg herausgefunden hat. Polyphenole gehören zu den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, deren beeindruckende, Vitalität und Jugendlichkeit erhaltende Heilwirkungen zum Beispiel von Rotwein und Grüntee bekannt sind. Nur: Die Zistrose übertrifft Rotwein mit ihrem Gehalt an antioxidativen Polyphenolen um das Vierfache und Grüntee um das Dreifache – ein wirklich beachtlicher Rekord. Hinzu kommen weitere wertvolle Inhaltsstoffe wie Cineol, ein Pflanzenöl, das unter anderem Beschwerden bei Erkrankungen der oberen und unteren Luftwege (Nase, Rachen, Bronchien) lindert, und das Pflanzenöl Eugenol, das eine stark antibakterielle, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung hat.
Antioxidativ, Immunabwehr steigernd, antiviral und antibakteriell, entzündungs- und pilzhemmend,  hilfreich bei Allergien, Ekzemen und Hautproblemen – die Wirkungen der Zistrose sind so umfassend, dass es sich lohnt, sich ausführlich mit ihr zu befassen. Noch immer werden weitere Anwendungsgebiete entdeckt. In der Grippe- und Erkältungszeit wird sie zum unerlässlichen Begleiter, wenn man sie einmal kennengelernt hat: Lutschtabletten lindern Halsschmerzen, der Tee steigert die Abwehrkräfte und  hilft von innen, der Sud kann aufgetragen oder als Spülung verwendet werden. Auch für das Motto »Vorbeugen ist besser als heilen« eignet sich die Zistrose. Prävention ist eine ihrer herausragenden Eigenschaften. Nebenwirkungsfrei und erfolgreicher als bekannte Abwehrmittel wie Tamiflu hat sich Cistus incanus auch bei der Vogelgrippeerkrankung gezeigt.
Das Harz, Ladanum oder Labdanaum genannt, war bereits im Altertum Bestandteil von Salben. Um es zu gewinnen setzte man zu jener Zeit eine ungewöhnliche Methode ein. Ziegen wurden durch die Macchia getrieben. Dabei blieb das klebrige Harz an ihrem Fell hängen, das dann geschnitten und ausgekocht wurde. Nach dem Erkalten konnte es abgeschöpft und weiter verwendet werden.
Auch im alten Ägypten war die Zistrose als Schönheits- und Heilmittel bekannt. Man wusste zwar damals noch nicht, dass vor allem ihre Eigenschaften als freier Radikalfänger für die hautglättende Wirkung verantwortlich war, aber die Erfolge sprachen für sich. Das Harz wurde außerdem für Räucherungen verwendet. Ausgesprochen positiv reagieren auch der Magen-Darm-Trakt und der Urogenitaltrakt auf die Inhaltsstoffe der Zistrose. Zahlreiche Hautprobleme, darunter Akne und Neurodermitis, gehen durch die Zistrosebehandlung zurück.